Von Goodman bis Goodwin
Heiße Musik und heiße Temperaturen passen wirklich nur scheinbar zusammen, zumindest wenn man das Gefühl hat, statt eines hochwertigen Instruments nur noch einen geschmolzenen Klumpen Altmetall in Händen zu halten. Doch nicht nur die wirklich herausstechenden Solistinnen und Solisten konnten am 21. Juni das Publikum vor dem Jazzkeller voll und ganz überzeugen, der Gesamtauftritt der Band unter ihrem Leiter Oliver Hirschegger bot ein mitreißendes Konzert.

Goodman und Goodwin stecken mit ihren Lebensdaten und Musikstilen den zeitlichen und auch stilistischen Rahmen für das gebotene Programm. So weit die genannten Musiker allerdings auch stilistisch auseinanderliegen mögen, so eint sie doch ihre Interpretation eines alten Louis Prima Titels, den Benny Goodman 1938 in seinem Carnegie-Hall-Konzert für die Nachwelt unvergessen gemacht hat: Sing, Sing, Sing, mit dem Meister selbst an der Soloklarinette und Gene Krupa an den Drums. Den Abstand zum Original markiert Gordon Goodwin bereits durch seine Titelwahl „Sing, Sang, Song“, womit deutlich gemacht wird, dass es sich dabei eher um eine Reminiszenz als um eine Interpretation handelt.
Wer am 28. Juni in der Zeit von 14 bis 15 Uhr den Weg zum Jazzkeller auf der Lohstraße 92 in der Krefelder Innenstadt findet, mag selbst entscheiden, welcher Stilrichtung der Platz vor oder neben der anderen eingeräumt werden sollte. Absolut gleichwertig und besonders sind aber die beiden Solistinnen Paulina Schroers und Annika Noell an der Klarinette, unterstützt von Dennis Janson an den Drums.



Nach einer einstündigen Pause, in der sich die Bbugs, die jungen Jazzer der Musikschule Krefeld, bereits zum wiederholten Male einem breiten Publikum präsentieren und damit längst über das Prädikat „Nachwuchsband“ hinaus sind, setzt die Big Band um 16 Uhr ihr Konzert für eine weitere Stunde fort.
Als Ausreißer auf dem Zeitstrahl von Goodman bis Goodwin könnte man mit Fug und Recht „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss begreifen, doch nicht nur damit die Überschrift stimmig bleibt, sondern auch der musikalische Vortrag der Big Band, wird eine Version von Eumir Deodato de Almeida, sicherlich besser bekannt als der Schwiegeropa von Justin Bieber, gespielt.
Neben diesen hochrangigen Highlights des Big Band Jazz bietet die Band eine Fülle an großen Titeln mit Solistinnen und Solisten, die den gesamten skizzierten Raum abdecken.
Bei sommerlichen Temperaturen lohnt sich der Besuch des Open Air Events auf jeden Fall, das bestätigen alle, die bereits am 21. dabei waren.
Werner Lichtenberg