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35 Jahre Jazz Swing College Band
10. Dezember 2019 • 20:00-22:00
KostenlosJazz Swing College Band zum 35.
Beinahe alle Generationen kennen den Filmtitel „1984“ von George Orwell, der finstere Zukunftsvisionen zeichnet, die sich zum Glück nicht alle erfüllt haben. Tatsächlich aber stand das Jahr 1984 vor allem wegen der Prognose von George Orwell unter besonderer Beobachtung und konnte eine ganze Reihe herausragender Ereignisse verzeichnen. So berichten die Historiker z. B. von der ersten Frau in der Schweiz, der ein Ministeramt zugetraut wurde, während im selben Jahr in Brasilien ein Fußballer das Licht der Welt erblickte, der später den Krefelder Fußballverein, damals Bayer-Uerdingen 05, heute KFC, retten sollte: Ailton Nascimento Correia – hat aber nicht ganz geklappt. Der Erfolg eines anderen fußballerischen Ereignisses gilt ebenfalls als nicht zweifelsfrei erwiesen: Franz Beckenbauer verordnete am 17. Oktober 1984 seinen direkten Untertanen das Mitsingen der Nationalhymne, und von da an hießen die drei Tenöre Rudi Völler, Toni Schumacher und Mario Basler.
Dies sollte aber nicht das einzige vielbeachtete musikalische Jahreshighlight bleiben. Blind Guardian wurden gegründet, ebenso Bon Jovi, und Krefeld machte noch einmal musikalisch auf sich aufmerksam: Im Herbst 1984 rief der international bekannte Posaunist Arnold Schiffer, bei der BFN als „Germans Tommy Dorsey“ betitelt und damals auch nebenamtlicher Lehrer an der Musikschule der Stadt Krefeld, die Gründung einer Bigband aus. Schülerinnen, Schüler und Kollegen der Musikschule stiegen in dieses Projekt ein und erreichten binnen zweier Jahre bereits ein Niveau, das sie beim Laienorchesterwettbewerb 1988 in Berlin in die Leistungsstufe 1 einordnete. Mit „Jazz Swing College Band“ hatte der Big Band Jazz in Krefeld einen Namen bekommen, der den „alten“ Klassikern Ellington, Basie, Miller u. v. a. zu neuem Gehör und einer großen Anhängerschaft verhalf. Wo immer Arnold Schiffer seine Musiker versammelte, war ihnen ein gewogenes Publikum sicher. In den ersten zehn Jahren der Bandgeschichte baute Schiffer einen Klangkörper mit stetig wachsendem Repertoire und konnte 1994 „seine“ Big Band dem ersten Nachfolger übergeben.
Laszlo Dömötör, ebenfalls Lehrer an der Musikschule Krefeld und Garant für unzählige erste und vordere Plätze bei bundesweiten Musikwettbewerben, übernahm das Ensemble und entwickelte über die Jahre das Repertoire, aber auch den Stil des Ensembles weiter. Latin-Rhythmen fanden verstärkt ihren Weg in das neue Repertoire und erschlossen darüber einen zusätzlichen Freundeskreis.
Viele Namen sind seit Gründung der Band durch die Besetzungsliste gewandert, einige sind tatsächlich beinahe von der ersten Probe an dabei und haben der Band und ihrer Musik die Treue gehalten. Laszlo Dömötör hat aber nicht nur frühzeitig darauf zugearbeitet, der Band weiterhin einen eigenen Klang zu geben, sondern auch bei Zeiten seine eigene Nachfolge zu regeln. Er saß ihm über Jahre direkt gegenüber und zählte als Saxophonist zu seinen größten Erfolgen, sodass sich der Stabwechsel nahezu zwanghaft aufdrängte. Im Sommer 2008 trat Oliver Hirschegger, heute auch Lehrer an der Musikschule Krefeld, zunächst neben ihn ans Pult und wuchs so mit der Zeit organisch an seinen Platz.
Und wieder sind es ungefähr zehn Jahre her, dass Oliver Hirschegger damit begann, den Klangkörper weiter am Zeitgeschehen des Big Band Jazz zu orientieren, funkige und rockige Titel aufzunehmen und damit heute nahezu jeden Geschmack bedienen zu können.
Die Bandgeschichte weist über die gesamte Zeit ihres Bestehens hinweg mittlerweile eine unüberschaubar große Menge an Auftrittsdaten auf, und es würde bei dem bisher Gesagten verwundern, wenn dabei nicht auch große Namen des Jazz den Weg der Jazz Swing College Band gekreuzt hätten bzw. diesen Weg ein Stück mitgegangen wären. Bei Kennern der Szene löst allein die Nennung der Musikerinnen und Musiker schon Klangerlebnisse aus, da wären nur beispielhaft – und kein Ungenannter möge sich böswillig übergangen fühlen – etwa Brenda Boykin, Kerstin Brix, Paul Kuhn, Mara Minjoli, Ludwig Nuss, Bill Watrous.
Mit Blick auf das „kleine“ Jubiläumsjahr hat die Band bereits im Vorjahr unter dem Titel „Herbsthighlight“ eine Konzertreihe initiiert, um die Zusammenarbeit mit bekannten Musikerinnen und Musikern aus der Jazzszene fest mit ihren Auftrittsplanungen zu verbinden. Die entsprechenden Konzerte finden jeweils als Doppelkonzert am 2. und 3. Oktober eines jeden Jahres statt und sind rechtzeitig über die Homepage der Band www.jazzswingcollegeband.eu abrufbar.
Bisher kam es unter dem genannten Titel zu zwei Gastauftritten. 2018 war der Saxophonist Reiner Witzel, der danach zweimal seine Europakonzertreise für einen gemeinsamen Auftritt in der Burg Linn mit der Band unterbrochen hat, der Premierensolist. Im aktuellen Jahr gab es ein Wiedersehen der besonderen Art: Ursprünglich selbst ein Gründungsmitglied der Jazz Swing College Band, seitdem aber längst international bekannter Jazztrompeter, kehrte Christian Meyers für einen Kurzbesuch aus Berlin in seine alte Heimatstadt zurück und spielte mit einigen seiner früheren musikalischen Mitstreiter und den anderen aktuellen Bandmitgliedern ein überschwänglich gefeiertes Konzert. In seinen Zwischenmoderationen ließ er immer wieder seine ganz persönliche Verbindung zur Bandgeschichte und den ausgewählten zum Teil eigenen Titeln einfließen.
Jedes Jahr geht natürlich einmal zu Ende und so auch dieses Jahr mit dem 35-jährigen Bestehen der Big Band der Musikschule der Stadt Krefeld. Während die Band in den Vorjahren ihre treuesten Anhänger immer am letzten Dienstag vor den Weihnachtsferien in der Musikschule zu einem letzten Konzertabend versammelt hat, fällt dieser Termin 2019 etwas öffentlicher aus. Der Jazzkeller stellt sich zur Verfügung, um mit allen, die die Musik der Jazz Swing College Band über die Jahre begleitet haben, gemeinsam das Vergangene zu feiern und auf eine friedliche Zukunft anzustoßen.
10.12.2019
20.30 Uhr, Einlass 19.45 Uhr
Eintritt frei, Spenden erbeten
Werner Lichtenberg